Liebling

Nach der Eröffnungsparty letzten Freitag, öffnete das neue Lokal namens Liebling von Daniel Botros und Moritz Baier, gestern Abend um 20.00 den Normalbetrieb für die schon neugierigen Passanten der Zollergasse.

Moritz, der gemeinsam mit der Fashiondesignerin Anna Rihl seit 2008 das Modelable useabrand auf der Zollergasse Nummer 15 führt, wusste wie beliebt der Standort als Treffpunkt, mitunter weil Seitenstrasse der längsten Einkaufsstrasse Österreichs, der Mariahilferstraße, für die Wiener Kreativszene ist, und beschloss gemeinsam mit Daniel die ehemalige Pizzeria zu übernehmen und ein Lokal mit kleinen Snacks und Drinks zu organisieren. Bald war der Name Liebling gefunden, denn so hieß der jüdische Hutmacher der in den 1930er Jahren hier ein Geschäft hatte. Für den Anfang wurde ein sechsköpfiges Team zusammengestellt, bestehend aus Geschäftsführerin Johanna Pauer, Chef Paolo Grando, Barkeeper Andres Galeano Iznardos, Daniel Botros, Moritz Baier und mir.

Seit Übernahme vor einigen Monaten, ist einiges passiert. Auch wenn es auf den ersten Blick recht unbelassen erscheint, haben Moritz und ich (verantwortlich für das interior Design) sehr viel am Aussehen der Räumlichkeiten gearbeitet. Trotzdem wirkt es roh und unberührt und das ist durchaus beabsichtigt. Denn uns war es wichtig die - unserer Meinung nach- charmanten Unregelmäßigkeiten der Textur und Patina der vorhandenen Wände, nicht zu verstecken sondern im Gegenteil mit Freimut und wenn nötig nur farblich zu betonen. Kaum ein Fleck des Lokals ist nicht sorgfältig und insbesondere bearbeitet worden. Stellenweise sind die ursprünglichen Wandverläufe und Konstruktionsweisen des davor bestehenden Lokals zu erkennen (viele Wände der Pizzeria wurden nieder gerissen um drei große Räume mit möglichst viel Licht zu erhalten, ein Raucher- und zwei Nichtraucherbereiche).

Dieses Prinzip von Offenheit und Behutsamkeit auf Eigenheiten in Textur und Räumlichkeiten lässt sich schon an der Fassade des Geschäftslokals erkennen und zieht sich mit Charme und Witz durch die insgesamt 100m2 der Innenräume hindurch. Ungeniert ließen wir Rohrlegungnen, Ziegelbögen und Rohbetonflächen offenherzig an die Oberfläche treten und entschieden es zu wagen, Altes mit Modernem zu kombinieren. So vermitteln die beispielsweise drei Deckenlampen über der Bar, die der dänische Designer Jo Hammerborg der 1960 für Fog & Mørup entwarf, mit dem gelbgeblümten „Oma Sofa“ und der kleinen gepolsterten Sitzbank im Jahrhundertwendestil im ersten Raum einen witziges Gefüge mit der gewünschten Nuance an Mut und Leidenschaft ab.

Die Einrichtung ist eine wilde Collage an kuriosen Gegenständen, die alleine durch ihre Anordnung den Räumen Witz verleihen. Das Lebensgefühl im Liebling ist ein mediterranes und heiteres was man schon am mit Oleander beschmückten, und weiß gestrichene Schanigarten erkennen kann – welcher übrigens mit den Original Sacher Gartenmöbel aus den 60 Jahren ausgestattet ist.

Das Resultat des Liebling, ist ein temperamentvolles und in jedem Fall sehenswertes. Man bemerkt es schon beim Blick durchs Fenster von der Zollergasse aus, dessen geradliniger Rahmen in sonniges-lachen-Gelb (Name in der Adler Farbpalette) gestrichen ist. Schmunzelnd sind übrigens die Gäste gestern auch ein und aus getreten.
Wer in Wien ist, oder bald sein wird, sollte auf jeden Fall auf einen Mojito oder eine leckere Piadina vom Turiner Kulinarier Paulo vorbeikommen.

Öffnungszeiten sind täglich von 11.00 -  2:00. 
Der Schanigarte ist bis 23:00 Uhr geöffnet.